Feststellung der Handpräferenz

Malt oder schreibt das Kind einmal mit links, dann wieder mit rechts? Wechselt es die Hand beim Schneiden mit der Schere? Wirft es den Ball manchmal mit rechts und dann wieder mit links?
Viele Kinder im Vorschulalter wechseln den Handgebrauch. Eltern, ErzieherInnen, LehrerInnen und Kinderärzte sind sich oft unschlüssig, ob das Kind ein Links- oder Rechtshänder ist.
Häufig entsteht der Eindruck, dass Kind sei mit beiden Händen gleich gut, dies ist jedoch eine seltene Ausnahme. Meist ist das Kind mit beiden Händen ähnlich ungeschickt, keine Hand wird häufiger als die andere benutzt und erfährt darüber die notwendige größere Übung, um die Geschicklichkeit zu entwickeln die zur Einschulung benötigt wird.


Ist ein Kind mit beiden Händen gleichermaßen (un-)geschickt kann es auch zu der Annahme kommen, dem Kind sei es egal, welche Hand nun verstärkt geschult wird, und immer wieder wird dann auf die rechte Hand geschult, weil dies im Alltag für das Kind leichter sei.
Die Entscheidung, mit welcher Hand das Kind zukünftig schreibt, ist jedoch äußerst wichtig. Sollte man sich für die „falsche“ Hand entscheiden, kann es zu gravierenden Folgen kommen, wie zum Beispiel Konzentrationsschwächen, motorischen Problemen und Lernschwierigkeiten.


Die Entwicklung der Händigkeit ist äußerst komplex und wird durch genetische Faktoren, die physische, soziale und kulturelle Umwelt, das individuelle Entwicklungsmuster sowie von motorischen Fähigkeiten beeinflusst und geformt. Die meisten Menschen haben auch keine ausschließliche Rechts- oder Linkshändigkeit sondern ein individuelles Händigkeitsprofil, welches unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann und sich auch bei verschiedenen Handlungen. unterschiedlich zeigen kann. Dies macht die Beobachtung bei sogenannten „unentschlossenen Kindern“ so schwer


Das Händigkeitsprofil bietet eine umfassende und differenzierte therapeutische Diagnostik und die Möglichkeit, eine auf die Testergebnisse basierende Beratung anzubieten.
Beschreibung des Händigkeitsprofils
Das Händigkeitsprofil ist ein diagnostisches Instrument zur Erfassung einer Links- oder Rechtshändigkeit. Es wurde von Prof. Dr. Elke Kraus, einer promovierten Ergotherapeutin, entwickelt.
Das Händigkeitsprofil basiert auf einem systematisierten Differenzierungsprozess, der die komplexen Faktoren der Händigkeit berücksichtigt und die Entscheidungsfindung bei Kindern mit wechselndem Handgebrauch unter Berücksichtigung der Handmotorik unterstützt. Das Händigkeitsprofil ist validiert und vollständig standardisiert.
Das Händigkeitsprofil eignet sich jedoch nicht nur für Vorschulkinder mit wechselndem Handgebrauch, sondern auch für alle Menschen, bei denen es wichtig ist, die motorische Leistung und die Händigkeit zu überprüfen. Zum Beispiel kann es auch bei vermutlich umgeschulten erwachsenen Linkshändern, sowie nach neurologischen oder orthopädischen Erkrankungen bzw. Traumata eingesetzt werden.

 

Besondere Merkmale des Händigkeitsprofils

  • Berücksichtigung aller relevanten Umweltbedingungen
  • vielseitige Erfassung unterschiedlicher Händigkeitsdimensionen (Anamnese, Präferenz, Leistung, Überkreuzen der Körpermitte, Bimanuelle Bewegungsabläufe, Beobachtung und Bewertung der Qualität von Handlungen und Bewegungen)
  • Bewertung motorischer Leistung auf quantitativer und qualitativer Ebene unter unterschiedlichen Voraussetzungen (ein- und beidhändig, geübt und ungeübt)

 

Vorgehensweise

Wenn bei einem mindestens 4-jährigen Kind wechselnder Handgebrauch beobachtet wird (bis zum 3. Lebensjahr ist wechselnder Handgebrauch normal), kann mittels des Händigkeitsprofils eine Händigkeitsdiagnostik durchgeführt werden.
Die Durchführung des Händigkeitsprofil als differenzierte Überprüfung bedarf je nach Alter und Ausdauer des Kindes mehrere Therapieeinheiten. Der Ablauf der Händigkeitsdiagnostik könnte folgendermaßen aussehen:

  • 1. Einheit: einleitendes Gespräch mit Informationen über den Testablauf und Ausfüllen des Elternfragebogens
  • 2-4 Einheiten: Durchführung des Händigkeitsprofils (5 Subtests)
  • 1 Einheit: Auswertung und Interpretation der Testergebnisse
  • 1 Einheit: Erstellen eines ausführlichen Berichts für Eltern und Kinderarzt
  • 1 Einheit: abschließendes Gespräch mit weiterführender Beratung und Empfehlung.